Zuletzt aktualisiert am 18. Oktober 2022 von Marianne
Irgendwann beginnt es am Ansatz zu glitzern. Die Silberfäden vermehren sich. Manche fangen an, hektisch zu zupfen, empfinden jedes graue Haar als biologische Zumutung und färben dagegen an. Andere haben die Nase voll von den ewigen Färbe-Aktionen, wünschen sich weniger Aufwand und vor allem weniger Chemikalien. Sie sehen die Zukunft hell – in Grau.
Diese Farbe, die eigentlich gar keine ist, bildet natürlicherweise die Mehrheit: Die vielen Kinder aus den geburtenstarken Jahrgängen befinden sich mittlerweile in ihren 50ern. Immer mehr grauhaarige Frauen tauchen in Anzeigen und Modestrecken auf. Sie zählen zur neuen meist umworbenen Zielgruppe – und zeigen, dass das Alter realistisch und schön dargestellt werden kann. Auch prominente Vorbilder mehren sich: Annie Lennox, Diane Keaton, Helen Mirren, Jamie Lee Curtis, Ina Müller – und neuerdings Birgit Schrowange.
„Es findet ein Sinneswandel statt“, sagt Bastian Casaretto, Chef-Colorist von Aveda in Berlin. „Grau hebt sich von der eintönigen Masse ab, strahlt Selbstsicherheit, Intelligenz und Lebenserfahrung aus und wirkt bei vielen lässig und gleichzeitig elegant.“ Der Weg hin zur Natur ist, je nach Ausgangsfarbe, schnell gelaufen oder etwas langwierig. Wollen Sie ihn gehen, üben Sie sich schon mal ein wenig im Weghören. Ziemlich sicher wird es Stimmen geben, die davor warnen.
Nicht, weil die Übergangsphase bevorsteht, sondern weil das „Bist du sicher? Das macht doch alt“ noch in den Köpfen kreist. Dabei sind die Zeiten, als unsere Großmütter mit Wasserwelle und leichtem Lilastich den Salon verließen, längst vorbei. Es gibt lässige Schnitte und Frisuren jenseits von Dutt und Dauerwelle – und vor allem mehr als 50 Shades of Grey.
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Wie entsteht der Grauton?
Lässt die Aktivität der Melanin produzierenden Zellen in den Haarwurzeln nach, entsteht ein Melaninmangel und statt der Farbpigmente werden Hohlräume in die Hornschichten eingelagert. Dadurch werden die Haare farblos, erscheinen im Mix mit den pigmentierten Haaren aber grau“, erklärt Dr. Astrid Kleen, Leiterin der Farbforschung bei Schwarzkopf/Henkel in Düsseldorf. „Es gibt nahezu unendlich viele Grautöne, wenn man an die Möglichkeiten der verschiedenen Farbtiefen von Hellmausgrau bis Anthrazitschwarz denkt.“ Kleiner Tipp: Zur Pinzette greifen bringt übrigens nichts, denn ein graues Haar wächst immer grau nach.
Geschickte Übergangsphase
Ergrauen ist zwar ein individueller Prozess, aber eine Gemeinsamkeit gibt es: „Kaum eine Frau wird gleichmäßig grau. Die Haare im Bereich der Schläfen verlieren als Erstes ihre Farbe, im Nacken verblassen sie zuletzt.“ In der Übergangsphase empfiehlt Colorations- Profi Bastian Casaretto Strähnen im Naturton. Für ein natürliches Ergebnis benutzt er keine Gold- und Kupfer-Nuancen, sondern setzt feine Strähnchen in Asch- oder Schiefer-Tönen, die sich dem nachwachsenden Grau anpassen. Natur-Blondinen haben es einfacher. „Ihre Haare verlieren die Farbe gleichmäßiger und weiße Haare fallen bei blonden Frauen weniger auf als bei dunkelhaarigen.“ Die beste Blond-zu-Grau-Methode: Zunächst mit ultrafeinen Strähnchen aufhellen, anschließend die Haare mit einem silbrigen Platinblond tönen. Nach drei bis neun Monaten, etwa zwei Haarschnitten, ist der natürliche Grauton erreicht und der Look bleibt. Der Gang zum Friseur ist der sicherste Weg während des Prozesses.
Ein guter Schnitt
Abenteuer Grau. Vielleicht entwickeln Sie Spaß am Ausprobieren und bekommen Lust auf einen neuen Schnitt. Thomas Wolf, Friseurmeister aus Hamburg: „Früher gab es zum grauen Haar gleich einen praktischen Kurzhaarschnitt.
Dieses Klischee ist längst überholt. Lange Stufen sehen bei langem oder mittellangem Haar richtig gut aus. Kurze Locken sind eher schwierig, weil sie schnell zum unerwünschten Granny-Look führen. Ein kurzer, moderner Pixie kann aber auch schmeicheln.“ Generell wirkt Silber mit einer klaren, schlanken Silhouette oder einem Schnitt mit minimalistischem Schwung am schönsten. Wichtig ist, wie bei allen Haarfarben, dass der Schnitt vor allem zur Haarstruktur und Gesichtsform passt. Thomas Wolf: „Schulterlanges Haar steht fast jeder Frau, feines Haar kommt bei Bob-Frisuren und Kurzhaarschnitten am besten zur Geltung,. Und lange Haare brauchen eine kräftige Struktur.“
Graues Haar färben
Noch nicht bereit für Grau? Farbe drüber! Bei der Wahl der Färbemittel kommt es darauf an, wie hoch der natürliche Grauanteil ist. Bei 30 Prozent reicht eine pflegende Intensivtönung, liegt er darüber, ist nur mit einer Coloration eine zuverlässige Abdeckung garantiert. Expertin Dr. Astrid Kleen: „Tönungen leisten dies kaum, kaschieren nur. So sticht das getönte graue Haar neben dem noch nicht ergrauten bei einer Naturnuance viel heller hervor, bei einem Trendton viel feuriger. Ist das Haar sehr stark, fest und störrisch, wird zudem weniger Farbe aufgenommen. Colorationen sind leistungsstärker und schaffen einen besseren Ausgleich.“ Wer Rot ausprobieren möchte, sollte bedenken, dass diese auf unpigmentiertem Haar schnell orangestichig ausfällt – und eine Couperose unterstreichen kann. Und da die Haut im Lauf der Jahre heller wird, könnten Schwarz und Dunkelbraun etwas hart wirken und Falten unterstreichen.
Hellere Nuancen schmeicheln dem Teint. Lassen Sie erste Versuche besser vom Friseur färben. Er mischt verschiedene Töne, die nur ein bis zwei Nuancen von der ursprünglichen Haarfarbe abweichen, um einen natürlichen Look zu kreieren. Hat sich der Ton eingespielt, ist eine Coloration zu Hause meist kein Problem. Die Farbe nur auf das nachwachsende Haar auftragen, erst kurz vor Ende der Einwirkzeit in den Längen verteilen. „So nehmen die grauen Ansätze mehr Farbe auf, das Ergebnis wird schön gleichmäßig.
Eine gute Lösung sind Ansatz-Färbe-Sets. Die enthaltenen Pigmente harmonieren mit unterschiedlichen Farbtönen und verhindern so sichtbare Übergänge“, sagt Dr. Astrid Kleen.
Der beste Farbschutz
Da die Pigmente sich bei jeder Wäsche lösen, verblasst die Farbe nach ein paar Wochen. Damit das Ergebnis so lange wie möglich hält, gibt es Shampoos, Spülungen und Kuren für coloriertes Haar. „Mit ihrem meist sauren pH-Wert sorgen die Produkte dafür, dass sich die Schuppenschicht wieder glättet und die Farbpigmente im Inneren des Haares eingeschlossen werden“, sagt Thomas Wolf, fachlicher Berater der Pflanzenhaarpflege Phyto. Zusätzliche Antioxidantien schützen die Haarfarbe vor dem Verblassen durch UV-Strahlung.
Die richtige Graupflege
Nimmt der Weißanteil im Haar zu, entsteht manchmal ein unschöner Gelbstich. Dagegen wirken Silber-Shampoos, -Spülungen und -Kuren für zu Hause oder spezielle Mattierungen wie Tönungen oder Intensivkuren beim Friseur. Die darin enthaltenen Farbpigmente neutralisieren Gelb und verleihen einen aschig-silbrigen Schimmer. Vor Farbunfällen brauchen
Sie sich nicht zu fürchten – früher steckte in den pflegenden Silberspülungen ein wesentlich höherer Blauanteil, der bei häufiger Anwendung das berühmte Omi-Violett zauberte. Was sich bei grauem Haar ändert, ist die Struktur: Oft fühlt es sich trockener an und sieht stumpfer aus, weil es mit zunehmendem Alter auch an Lipiden verliert. Anti-Age-Shampoos enthalten Pflegestoffe, die es mit Ceramiden und Proteinen auffüllen oder mit einem Polymerfilm umhüllen. Koffein aktiviert die Wurzel und kräftigt das Haar. „Auch beim Aufhellen wird die Struktur aufgebrochen. Zwar werden durch das Überfärben wieder neue Pigmente eingeschleust, die von innen stabilisieren, doch die Struktur bleibt geschädigt. Um gesund zu glänzen, helfen Aufbau-Produkte“, sagt Thomas Wolf. Er rät, nach jeder Wäsche einen Conditioner oder Leave-in-Sprays zu verwenden und einmal wöchentlich eine Kur. Und wenn es zusätzlich zu Problemen mit Haarverlust kommt, empfehlen wir Factor Hair.
Schmeichelndes Make-up
Schlagen Sie die Warnungen wie „bei grauem Haar brauchst du ein völlig neues Make-up“ oder „du musst die Garderobe komplett ändern“ in den Wind. Klar, Grau kann Sie plötzlich blasser erscheinen lassen. Dann ersetzen Sie softes Pastell oder Nude durch frische, kräftige Farben. Mattes Silber oder Schiefer auf den Lidern wirkt harmonisch, ein knallroter Mund kann jeden Look edel aufpeppen. Für jeden Tag setzen kühle Lippenstiftfarben wie helles Rosé oder transparent schimmerndes Brombeer einen schmeichelnden Akzent. Mascara nicht vergessen und die Augenbrauen nachstricheln. Das öffnet den Blick und gibt dem Gesicht einen ausdrucksstarken Rahmen.
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